Rudolf Steiner Schule Lüneburg
Unsere Schule ist eine Waldorfschule, in der die pädagogischen Impulse Rudolf Steiners die Grundlage der Gestaltung des Unterrichtes bilden.
Durch das Gleichgewicht von intellektuellen, künstlerischen und handwerklichen Fächern wird eine ganzheitliche Bildung der Kinder und Jugendlichen angestrebt, dazu gehören z.B. Chor und Orchester, Tischlern, Schmieden, Gartenbau, Kostümschneidern, Schauspiel und die Bewegungskunst Eurythmie.
Wir streben an, dass die Schüler*innen unsere Schule als eigenverantwortliche, freiheitlich denkende, kreative und initiative Menschen verlassen, die sich tatkräftig in die Gestaltung sozialer Gemeinschaften einbringen können.
Informationen
In der Rudolf Steiner Schule Lüneburg werden 430 Schüler*innen in den Klassen 1 bis 13 unterrichtet.
Die Schule ist einzügig und der Klassenverbund besteht von der 1 bis zur 12 Klasse (ggf. 13 Klasse).
In den Klassen 1 bis 4 wird eine Über-Mittag-Betreuung (Ümi) bis 14.00 Uhr angeboten. Dort besteht auch die Möglichkeit, ein gemeinsames Mittagessen einzunehmen, das von unserem Cafeteriateam frisch gekocht wird.
An der Schule werden folgende staatlich anerkannte Abschlüsse angeboten:
• Hauptschulabschluss
• Sekundarabschluss I - Realschulabschluss
• Erweiterter Sekundarabschluss I - Realschulabschluss
• schulischer Teil der Fachhochschulreife
• Abitur
Unterrichtszeiten
1. Stunde: Klasse 1-8: 07.55 Uhr bis 08.45 Uhr; Klasse 9-13: 08.00 Uhr bis 08.45 Uhr
2. Stunde: 08.50 Uhr bis 09.40 Uhr
3. Stunde: 09.55 Uhr bis 10.40 Uhr
4. Stunde: 10.45 Uhr bis 11.30 Uhr
5. Stunde: 11.50 Uhr bis 12.30 Uhr
6. Stunde: 12.30 Uhr bis 13.15 Uhr
7. Stunde: 13.45 Uhr bis 14.25 Uhr
8. Stunde: 14.25 Uhr bis 15.10 Uhr
Stunden- und Epochenpläne stehen unter Downloads
Nachfolgend finden Sie Informationen zu unterschiedlichen Themen. Gerne stehen wir Ihnen auch persönlich für Fragen zur Verfügung. Wenden Sie sich hierfür telefonisch oder persönlich an das Schulbüro.
Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag von 7.45 Uhr bis 15.00 Uhr
Freitag von 7.45 Uhr bis 14.30 Uhr
Telefon: 04131 86100
Anmeldung für die 1. Klasse
Wenn Sie Ihr Kind für die 1. Klasse an unserer Schule anmelden möchten, füllen Sie bitte das Voranmeldeformular aus und senden Sie dies an das Schulbüro.
Ihr Kind wird dann in den Aufnahmeprozess unserer Schule aufgenommen. Sie erhalten die Einladungen zum Einführungswochenende für die Eltern der angemeldeten Kinder und für Ihr Kind für den Termin mit dem Aufnahmeteam.
Alle Kinder, von denen uns eine Voranmeldung vorliegt, nehmen am Aufnahmeprozess teil. Da wir jedoch keinen Schulplatz garantieren können und an unserer Schule auch nicht die Untersuchungen seitens des Gesundheitsamtes durchgeführt werden, müssen alle bei uns angemeldeten Kinder auch am Aufnahmeprozess der zuständigen Grundschule teilnehmen.
Priorität bei der Aufnahme in unsere 1. Klasse haben Geschwisterkinder und Kinder aus einem Waldorfkindergarten.
Quereinstieg
Ein Wechsel von einer staatlichen Schule an die Rudolf Steiner Schule ist möglich.
Bei Interesse füllen Sie bitte das Voranmeldeformular für Quereinsteiger aus und senden Sie dieses zusammen mit dem aktuellsten Zeugnis an das Schulbüro.
Sie erhalten dann eine Eingangsbestätigung und Ihr Kind wird in die Warteliste der entsprechenden Klasse aufgenommen.
Sollte ein Platz in der Klasse frei werden/sein, würde sich die Lehrkraft bei Ihnen melden und in der Regel eine 2-wöchige Hospitation folgen, nach der über eine Aufnahme entschieden wird.
Hospitationen und Gespräche mit den Lehrkräften sind leider nur im konkreten Fall eines freien Platzes möglich.
Bei Fragen wenden Sie sich ansonsten bitte an das Schulbüro.
Auch bei einem Quereinstieg haben Geschwisterkinder oder Kinder anderer Waldorfschulen Priorität.
Freie Plätze in unserer Oberstufe
Wir haben einzelne freie Plätze in den Klassen 7 bis 11.
Es gibt vieles, was die Oberstufe an unserer Waldorfschule auszeichnet und von dem Schüler*innen sehr profitieren können.
- Der feste Klassenverbund bis zur 12. Klasse,
- Epochenunterricht um Themen ausführlich zu vertiefen,
- Theaterspiel,
- Projekt- und Jahresarbeiten,
- Chor und Orchester,
- Werkepochen mit Schmieden und Steinmetzen.
- Projekte wie unser Schulzirkus,
- Kunstfahrt in der 12. Klasse,
- etc.
Unsere Schule unterrichtet die Fremdsprachen Englisch und Französisch. Alle Schüler*innen bleiben bis zur 12. Klasse zusammen, das Abitur kann nach der 13. Klasse abgelegt werden.
Bei Interesse melden Sie sich gerne. In der Regel wird zunächst eine Hospitation von einigen Tagen verabredet, bei der die Interessenten die Klasse und den Unterricht kennenlernen können. Wenn alle Beteiligten danach ein gutes Gefühl haben, können konkrete Pläne für einen Schulwechsel vereinbart werden.
Der Bund der Freien Waldorfschulen begrüßt die verstärkten Aktivitäten von Bund und Ländern, Missbrauch insbesondere an Schulen zu thematisieren und die Präventionsarbeit zu fordern. Der Verband verfügt über eine Anlaufstelle, er schult seine Pädagog*innen und informiert die Schulgemeinschaften zur Gewaltprävention. Er stellt sicher, dass alle Waldorfschulen ein Schutzkonzept haben.
An der Rudolf Steiner Schule Lüneburg wurde im Juni 2022 hierzu ein Workshop vom Kinderschutzzentrum Nord-Ost-Niedersachsen mit den Mitarbeitenden der Schule durchgeführt und anschließend ein Schutzkonzept erarbeitet, das unter anderem einen für alle verbindlichen Verhaltenskodex beinhaltet.
Aufder Seite des Bundes der Freien Waldorfschulen finden Sie weitere Informationen zum Thema Gewaltprävention sowie Adressen und Kontakte
An wen kann ich mich im Konfliktfall wenden?
In der Schule leben wir in einem stetigen Miteinander. Nur Vertrauen schafft den Raum, der ein Begleiten und Fördern der Lern- und Entwicklungsschritte der Schüler*innen durch die Lehrer*innen und die Eltern zulässt.
Um Vertrauen zu bilden und aufrechtzuerhalten, müssen die Regeln des Umgangs miteinander immer wieder neu geklärt werden. Wenn klar ist, an wen ich mich in einem Konfliktfall wenden kann, hilft dies, Konflikte erst gar nicht „groß“ werden zu lassen.
Gerade an einer selbstverwalteten Schule, wo es die Hierarchie des Direktorats nicht gibt, ist dies besonders wichtig.
Wege im Konfliktfall
Wenn ein Problem im „Miteinander“ auftaucht, wünscht sich jeder Betroffene, dass mit ihm geredet wird und nicht über ihn.
Deshalb gilt grundsätzlich:
Vertrauensbildend ist, wenn zunächst mit den Betroffenen selbst gesprochen wird.
Lösungsweg für Schüler*innen:
Haben Schüler*innen darüber hinaus Gesprächsbedarf, wenden sie sich mit ihren Anliegen an die Vertrauenslehrerkräfte.
Zurzeit sind es für die Oberstufe Dorothee Kahlke und Michael Hahn
sowie für die Mittelstufe Hanna Wanke und Mathias Linow.
Sie verstehen sich als Anlaufstelle für Schüler*innen mit Fragen jedweder Art. Sie sind ansprechbar bei Sorgen und Nöten im schulischen und außerschulischen Kontext, können ebenso „Brückenbauer“ zu anderen Personen oder Institutionen sein und sind auch telefonisch oder per Mail zu erreichen.
Schüler*innen können sich auch an die Streitschlichter der Schülerschaft wenden, wenn es um ein Problem unter Schüler*innen geht.
Lösungsweg für Eltern:
Wenn es für einzelne Eltern oder Erziehungsberechtigte nicht möglich ist, durch direktes Gespräch mit einer betroffenen Lehrkraft einen Konflikt zu lösen, sollte der „Vertrauenskreis“ hinzugezogen werden. Der Vertrauenskreis, der aus gewählten Lehrer*innen und Eltern besteht, weist die weiteren Wege im Konfliktfall. Entweder kann der Vertrauenskreis weitere Ansprechpersonen nennen oder durch Gespräche mit den Betroffenen den Konflikt selbst lösen. Die Mitglieder des Vertrauenskreises können auch andere Personen in die Konfliktlösung einbeziehen, beispielsweise durch externe Mediation.
Für die Mitglieder des Vertrauenskreises (Bernd Albrecht-Hielscher/Eltern, Karin Fischer/Eltern, Ulrike Westermann/Lehrerin, Matthias Winter/Lehrer) gilt die Pflicht zur Verschwiegenheit. Sie dürfen nur mit ausdrücklicher Einwilligung der Konfliktbetroffenen mit anderen Personen über die Konfliktfälle sprechen.
Besteht ein Konflikt zwischen mehreren Schüler*innen und Eltern einer Klasse und einer Lehrkraft und kann mit der betreffenden Lehrkraft durch direkte Gespräche keine Lösung gefunden werden, wenden sich die Einzelnen zunächst an die Elternvertreter*innen der Klasse. Diese nehmen dann Kontakt zur Schulführungskonferenz auf. Es wird nachfolgend über das weitere Vorgehen in dem entsprechenden Fall entschieden und an der Lösung gearbeitet. Gegebenenfalls können andere Gremien oder Personen in die Lösungsfindung einbezogen werden.
Die Kontaktdaten zu oben genannten Personen können im Schulbüro eingeholt werden.
Häufige Fragen
20 Fragen an die Waldorfschule
Welche Kinder werden an einer Waldorfschule aufgenommen?
Waldorfschulen stehen grundsätzlich allen Kindern offen – unabhängig von Religion, Hautfarbe, Geschlecht und Einkommen der Eltern. Nach ausführlichen Informations-Elternabenden findet für jedes Kind ein Aufnahmegespräch an der Schule statt. Auch in höhere Klassen können Schüler als Quereinsteiger aufgenommen werden.
Wer war Rudolf Steiner, und was hat er mit der Waldorfpädagogik zu tun?
Rudolf Steiner ist der Begründer der Waldorfpädagogik. Emil Molt, Besitzer der Waldorf Astoria Zigarettenfabrik, gründete mit ihm zusammen die erste Waldorfschule. Inhalt und Methode der Waldorfpädagogik beruhen auf Rudolf Steiners Erkenntnissen über die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Neben der Pädagogik fanden Rudolf Steiners geisteswissenschaftliche Forderungen auch Eingang in die biologisch-dynamische Landwirtschaft, die Medizin und die Kunst.
Muss ein Kind musisch begabt sein, damit es für die Waldorfschule geeignet ist?
Nein, die Waldorfschule ist eine Schule für alle Begabungsrichtungen. Wenn Waldorfschüler malen, zeichnen, plastizieren oder bildhauen, geht es dabei nicht so sehr um das Ergebnis, als vielmehr um den Prozess. An dem Prozess erüben die Kinder und Jugendlichen eine Vielzahl von Fähigkeiten über das rein künstlerische Gestalten hinaus. Waldorflehrer sind bestrebt, den Verstand, die Kreativität und die Persönlichkeit ihrer Schüler gleichwertig zu entwickeln.
Ist es nicht so, dass hauptsächlich Kinder mit Lernschwierigkeiten auf eine Waldorfschule gehen?
Nein. Ausdrücklich nein. Für Kinder, die Teilleistungsschwächen oder Verhaltensstörungen haben, gibt es – wie im staatlichen Schulsystem auch – besondere Waldorfschulen: die heilpädagogischen Förderschulen. An Waldorfschulen, die nicht ausdrücklich solche Sonderschulen sind, lernen Kinder aller Begabungsrichtungen wie an den staatlichen Regelschulen auch, nur dass hier neben intellektuellen Fähigkeiten gleichwertig auch soziale und handwerklich-künstlerische Fähigkeiten angesprochen werden.
Stimmt es, dass Waldorfschulen immer sehr große Klassen haben?
Das ist von Schule zu Schule verschieden. Aber es ist richtig, dass eine Klasse bis zu 38 Schüler stark sein kann. In vielen Fächern werden die Klassen dann allerdings in zwei oder drei Gruppen geteilt. Kinder, die sich in einem Fach leichter tun, helfen denen, die es schwerer haben. Schülern, die ganz besonders schnell auffassen, geben die Lehrer schwierigere Zusatzaufgaben. In einer großen Klasse entsteht durch die Vielzahl der unterschiedlichen Persönlichkeiten, Temperamente und Eigenschaften der Kinder über 12 Schuljahre eine soziale Gemeinschaft, in der die jungen Heranwachsenden aneinander lernen.
Stimmt es, dass es an der Waldorfschule keine Noten und kein Sitzenbleiben gibt?
Auch wenn Waldorfschulen in der Unter- und Mittelstufe auf Noten verzichten, korrigieren die Lehrer selbstverständlich alle Schülerarbeiten. Sie lassen es aber nicht bei dürren Noten bewenden, sondern formulieren individuelle Beurteilungen. In den Zeugnissen gehen die Lehrer ausführlich auf die Persönlichkeitsentwicklungen und auf die Lernfortschritte ihrer Schüler ein. Die Waldorfpädagogik richtet sich nach den Entwicklungsphasen der Kinder und Jugendlichen. Deshalb ist nicht der Wissensstand, sondern die Gesamtentwicklung entscheidend. Von der ersten bis zur zwölften Klasse bleiben die Schüler nach Möglichkeit selbst dann in einer festen Klassengemeinschaft, wenn ihre Leistungen vorübergehend nachlassen. Niemand bleibt sitzen.
Ohne Noten und ohne Sitzenbleiben: Sind die Kinder dann überhaupt zum Lernen motiviert?
Da der Waldorfschulunterricht auf die jeweilige Entwicklungsphase der Schüler abgestimmt und sehr lebensnah gestaltet ist, stellt sich dieses Problem nur selten. Initiative entwickeln die Kinder und Jugendlichen nicht aufgrund von Leistungsdruck, sondern aus einer gesunden Motivation heraus.
Ist Waldorfpädagogik nicht so etwas wie das Vorgaukeln einer heilen Welt? Kommen die Schüler später denn überhaupt mit der harten Realität zurecht?
Die Praxis zeigt, dass gerade Waldorfschüler von Ausbildern besonders geschätzt werden. In einer Schule, die nicht nur die intellektuellen Fähigkeiten anspricht, können sich Schlüsselqualitäten wie Teamfähigkeit, Kreativität und die Fähigkeit, prozessual zu denken, vom ersten Schultag an entwickeln. Waldorfschüler studieren und arbeiten erfolgreich in allen Studien- und Berufsfeldern.
Welche Abschlüsse können an einer Waldorfschule gemacht werden?
In den einzelnen Bundesländern gelten hierzu unterschiedliche Bestimmungen. So gibt es zum Beispiel an den Waldorfschulen des Saarlandes und des Landes Rheinland-Pfalz den Hauptschulabschluss nach der 10. Klasse, den Realschulabschluss nach der 12. und die allgemeine Hochschulreife - das staatliche Abitur - nach der 13. Klasse.
Die eigentliche Waldorfschulzeit endet nach der 12. Klasse mit dem Waldorfschulabschluss. Danach können sich Schüler in einem 13. Schuljahr an der Waldorfschule auf das Abitur vorbereiten.
Ist die Waldorfschule teuer?
Obwohl Waldorfschulen erwiesenermaßen besser wirtschaften als Regelschulen, sind sie auf Elternbeiträge angewiesen. Zwar ist im Grundgesetz das Recht auf freie Schulwahl verankert, aber die Zuschüsse der öffentlichen Hand an die Privatschulen sind wesentlich niedriger als die Mittel, die sie für Regelschulen aufwendet. Nachdem die Eltern in Gesprächen die Bedürfnisse der Schule kennen gelernt haben, legen sie ihre Beiträge selbst so fest, dass diese einerseits den Notwendigkeiten des Schulbetriebes, andererseits ihren eigenen finanziellen Möglichkeiten entsprechen.
Es ist ein Prinzip der Waldorfschule, kein Kind aus finanziellen Gründen abzulehnen.
Die Waldorfschulen nennen sich „freie Schulen“. Heißt das, dass die Kinder dort antiautoritär erzogen werden?
Nein. Waldorflehrerinnen und -lehrer bauen im Gegenteil in der Unterstufe ein von „liebevoller Autorität“ geprägtes Verhältnis zu ihren Schülern auf. Kinder suchen ihre Grenzen. Nur wenn sie ihre Grenzen von den Erwachsenen erfahren, fühlen sie sich einerseits sicher und erleben sich andererseits als eigene Persönlichkeit. Im Laufe der Schulzeit wandelt sich das Lehrer-Schüler-Verhältnis mit der Entwicklung der Heranwachsenden.
Warum haben die Kinder in den ersten acht Schuljahren nach Möglichkeit ein und denselben Klassenlehrer?
In einer Gemeinschaft, die von Beständigkeit und Rhythmus geprägt ist, können Kinder sich gesund entfalten. Um ihnen darin eine verlässliche Stütze zu sein, begleitet ein Waldorf-Klassenlehrer seine Klasse nach Möglichkeit acht Jahre lang durch den Hauptunterricht, der die ersten beiden Stunden eines Schulvormittags in Form von Epochenunterricht umfasst. Dabei lernt er seine Schüler sehr gut kennen und kann individuell auf ihre Stärken und Schwächen eingehen.
Kann ein Lehrer in allen Fächern überhaupt qualifiziert unterrichten?
Für Lehrer an Waldorfschulen gibt es eine eigene Ausbildung, die in einem Vollzeitstudium oder auch berufsbegleitend auf die besonderen Erfordernisse des Waldorfschulunterrichts vorbereitet. Klassenlehrer begleiten ihre Klasse (1-8) über mehrere Jahre und erteilen jeden Morgen in den ersten beiden Schulstunden den Hauptunterricht – jeweils ein Fach über mehrere Wochen (Epochenunterricht). Nach zwei Stunden Hauptunterricht übernehmen Fachlehrer den Unterricht in Fremdsprachen, Sport, Eurythmie, Musik, Religion und in den handwerklichen Fächern.
In der Unter- und Mittelstufe geht es an der Waldorfschule nicht um die Fülle reinen Fachwissens. Vielmehr liegt der Schwerpunkt darauf, dass die Schüler eine lebendige Beziehung herstellen zu dem, was sie lernen, was sie sind und was sie an der Welt erleben. Auf diese kann Lernen Freude machen – ein Leben lang.
Was ist unter Epochenunterricht zu verstehen?
In den ersten beiden Stunden eines Schulvormittags behandeln Waldorflehrer ein Stoffgebiet in Epochen über mehrere Wochen hinweg. So haben die Schüler zum Beispiel drei Wochen lang jeden Tag zwei Stunden Geschichte, dann wieder drei Wochen lang zwei Stunden Mathematik, usw. Sie können sich auf diese Weise intensiv mit einem Stoffgebiet verbinden. Grundfertigkeiten wie etwa Rechnen oder Schreiben festigen die Schüler über den Epochenunterricht hinaus in fortlaufenden Übstunden.
Worin unterscheiden sich Waldorfschulen überhaupt von anderen Schulen?
Waldorfschulen wollen verstandesmäßige, kreative, künstlerische, praktische und soziale Fähigkeiten bei den Kindern und Jugendlichen gleichmäßig entwickeln.
Vom ersten Schuljahr an lernen Waldorfschüler zwei Fremdsprachen. Jungen und Mädchen stricken, nähen und schneidern gemeinsam in der Handarbeit und sägen, hämmern und feilen gemeinsam im Werkunterricht. In jeder 8. und 12. Klasse studieren sie ein anspruchvolles Theaterstück ein und setzen sich in einer großen Jahresarbeit mit einem Thema ihrer Wahl in Theorie und Praxis auseinander. Die Fächer Gartenbau und Eurythmie sind feste Bestandteile des Unterrichts.
Wie werden die Jugendlichen in der Oberstufe auf die Berufswelt vorbereitet?
Während der ganzen Oberstufe werden die Schüler in allen Fächern von Fachlehrern unterrichtet.
Die handwerklichen Fähigkeiten, die sie sich über die gesamte Schulzeit hinweg haben aneignen können, werden von der 8. Klasse an durch mehrere Praktika ergänzt: In einem Landwirtschafts- und einem Forstpraktikum, einem Feldmess-, einem Betriebs- und einem Sozialpraktikum erhalten die Schüler eine ausgesprochen lebensnahe Ausbildungsgrundlage. Dabei liegt der eigentliche Sinn der Praktika nicht in der Berufsfindung, sondern im Erüben sozialer und persönlicher Fähigkeiten.
Kommt die Vorbereitung auf die Abschlüsse nicht zu kurz, wenn an der Waldorfschule so viele Praktika stattfinden, wenn Theater gespielt und handwerklich gearbeitet wird?
Es ist richtig, dass diese Aktivitäten zusammen mit dem Lernpensum in manchen Schuljahren eine Doppelbelastung für die Schüler bedeuten. Hier müssen immer wieder individuelle Lösungen gefunden werden.
Tatsächlich liegen die Waldorfschulen aber – was die Abschlüsse angeht – gleichauf mit den staatlichen Regelschulen, meist liegen sie sogar über dem Durchschnitt.
Werden die Kinder an der Waldorfschule weltanschaulich unterrichtet?
Die Waldorfschule ist konfessionell nicht gebunden Zunächst entscheiden die Eltern, welchen Religionsunterricht ihr Kind besucht, später entscheiden die Jugendlichen selbst. Rudolf Steiners geisteswissenschaftliche Erkenntnisse sind zu keinem Zeitpunkt Gegenstand des Unterrichts.
Was hat es mit dem Fach Eurythmie auf sich?
Eurythmie ist eine Bewegungskunst, die an Waldorfschulen in allen Klassen unterrichtet wird.
Im Unterschied zu gymnastischen, pantomimischen oder tänzerischen Bewegungen, die völlig frei gestaltet werden können, gibt es in der Eurythmie für jeden Buchstaben und jeden Ton eine ganz bestimmte Gebärde. In der Lauteurythmie stellen die Schüler zum Beispiel dar, was in einem Gedicht an Lauten und in der Toneurythmie, was in den Tonintervallen einer musikalischen Komposition lebt.
Spielen die Naturwissenschaften an der Waldorfschule überhaupt eine Rolle? Und wie stehen die Waldorfschulen zum Umgang mit dem Computer?
An der Waldorfschule stehen die naturwissenschaftlichen Fächer gleichgewichtig neben allen anderen Unterrichtsfächern. Das Fach Informatik ist fester Bestandteil an der Waldorfschule, wobei die Pädagogen Wert darauf legen, dass sich die Kinder, bevor sie die virtuelle Welt kennen lernen, mit der natürlichen Welt vertraut machen und ihre sozialen und schöpferischen Fähigkeiten an ihr entwickeln. In der Oberstufe ist der Umgang mit der Soft- und Hardware für jeden Waldorfschüler eine Selbstverständlichkeit.
Aus “Fürs Leben lernen“ vom Bund der Freien Waldorfschulen e.V.
Die Rudolf Steiner Schule Lüneburg
Das Selbstverständnis unserer Schulgemeinschaft im Miteinander basiert im Sinne der Waldorfpädagogik ausdrücklich auf der Stuttgarter Erklärung (Waldorfschulen gegen Rassismus und Diskriminierung). In diesem Sinne ist sie außerdem Mitglied im Schulnetzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Diese Haltung ist in unserem Schulvertrag verankert und wird bei Unterzeichnung desselben anerkannt.
Rudolf Steiner und Waldorfschule
Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart als freie Schule für die Kinder der Arbeiter der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik gegründet. Rudolf Steiner, der sich seit 1917 intensiv für eine konsequente Überwindung autoritärer Gesellschaftsstrukturen eingesetzt hatte, wurde als Schulleiter berufen. Das Schulwesen betrachtete er als Teil eines erst noch zu bildenden „freien Geisteslebens“, das der direkten Einflussnahme durch politische, wirtschaftliche oder ideologische Partikularinteressen entzogen und auf den Boden der Selbstverwaltung gestellt werden sollte.
Die pädagogischen Ideen, die er in der Waldorfschule zu verwirklichen suchte, waren das Ergebnis einer Jahrzehnte währenden Forschung über die wechselseitige Beziehung der leiblich-physiologischen, psychischen und geistig-spirituellen Existenz des Menschen, und zwar sowohl in seiner biografischen Entwicklung als auch im Sinne einer geisteswissenschaftlich erweiterten Anthropologie, der Anthroposophie. Steiner entwickelte die Anthroposophie in Büchern und zahllosen Vorträgen, nachdem er sich zunächst als Philosoph und Goethe-Forscher einen Namen gemacht hatte.
Hier der Link zur Website Anthroposophie zur Rassismus und Antisemitismuskritik
Das "Frankfurter Memorandum"
2008 unterzeichneten eine Reihe namhafter Anthroposoph:innen ein Memorandum, das sich detailliert mit dieser Thematik auseinandersetzte:
Download (PDF)
Die „Stuttgarter Erklärung“ und das Selbstverständnis der Waldorfschulen
Im Oktober 2007 verabschiedeten die deutschen Waldorfschulen die „Stuttgarter Erklärung“. Im November 2020 wurde die Erklärung in einer überarbeiteten Fassung neu verabschiedet. Sie stellt klar, dass die Waldorfschulen sich von jeder Form der Diskriminierung, also auch von jedweder ethnisch begründeten Form der Diskriminierung, distanzieren. Sie arbeiten auf der Grundlage der anthroposophisch erweiterten Menschenerkenntnis und beziehen aus ihr eine Fülle von Gesichtspunkten, die den Respekt vor der einzigartigen Individualität eines jeden Menschen in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen stellen.
Stuttgarter Erklärung
Waldorfschulen gegen Rassismus und Diskriminierung
- Die Freien Waldorfschulen leisten bei der Wahrnehmung ihrer erzieherischen Aufgabe im Geiste der Menschenrechte einen Beitrag für eine Gesellschaft, die auf dem solidarischen Zusammenleben aller Menschen beruht.
- Als Schulen ohne Auslese, Sonderung und Diskriminierung ihrer Schüler:innen sehen sie alle Menschen als frei und gleich an Würde und Rechten an, unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, nationaler oder sozialer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Weltanschauung oder Religion.
- Die Anthroposophie als Grundlage der Waldorfpädagogik richtet sich gegen jede Form von Rassismus und Nationalismus. Die Freien Waldorfschulen sind sich bewusst, dass das Gesamtwerk Rudolf Steiners vereinzelt Formulierungen enthält, die von einer rassistisch diskriminierenden Haltung der damaligen Zeit mitgeprägt sind. Die Waldorfschulen distanzieren sich von diesen Äußerungen ausdrücklich. Sie stehen im vollständigen Widerspruch zur Grundausrichtung der Waldorfpädagogik und zum modernen Bewusstseinswandel.
- Weder in der Praxis der Schulen noch in der Lehrer:innenausbildung werden rassistische oder diskriminierende Tendenzen geduldet. Die Freien Waldorfschulen verwahren sich ausdrücklich gegen jede rassistische oder nationalistische Vereinnahmung ihrer Pädagogik und von Rudolf Steiners Werk.
- Aus diesem Selbstverständnis arbeiten die Freien Waldorfschulen seit ihrer Gründung 1919. Waldorfpädagogische Einrichtungen engagieren sich heute weltweit in den unterschiedlichsten kulturellen, politischen, sozialen und religiösen Kontexten.
Verabschiedet von der Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen am 20. November 2020. Eine frühere Version der Erklärung wurde am 28. Oktober 2007 in Stuttgart verabschiedet.
Die inzwischen hundertjährige Geschichte dieses pädagogischen Impulses, der sich über die ganze Welt verbreitet hat, zeigt, dass die Waldorfpädagogik unvereinbar mit rassistischem Gedankengut ist und ernst macht mit der Aufforderung, global zu denken und lokal zu handeln. Wie anders hätte sie gleichermaßen von Indien, China, Ostasien, Ost- und Südafrika, Nord- und Südamerika, Israel und Ägypten sowie ganz Europa adaptiert und weiterentwickelt werden können?
Henning Kullak-Ublick
Zur Vertiefung:
Website anthroposophie-gegen-rassismus.de